Boxentest – Low Cost

Der audiophile Bazillus ging schon vor ca. 20 Jahren quer durch unseren Freundeskreis. Wir zogen in unsere ersten eigenen vier Wände – und was musste als erstes her – na klar, eine ordentliche Musikanlage. 🙂

Damals wurden gerade die ersten Surround Receiver im Preis reduziert. Olaf, Torsten und ich kauften zeitgleich jeder ein Gerät der Marke Kenwood.

In Olafs kleiner Einzimmerwohnung werkelte dazu ein mittelgroßes Boxenpärchen welches ordentlich Dampf machte und mir immer ein seeliges Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn ich ihn besuchte. Torsten erstand zwei grandiose Standboxen der Marke Revox, die ich bei einem Besuch, zunächst aus der weiblichen Verbannung holen musste. Sie lagen quer auf der Schrankwand…;)

Meine alten DDR-Lautsprecher waren den neuen Recievern nicht mehr gewachsen. Also zimmerte ich auf die Schnelle zwei große Brüllsäulen zusammen. Das war vor mehr als 20 Jahren…

Seither versuche ich mich im Selbstbau von Lautsprechern. Die zusammengestückelten Systeme der ersten Jahre waren aus laminierten Pressspan und konnten trotz zwischengeschalteten Equalizer keinen sonderbar homogenen Klang fabrizieren. Vibrationen und Undichtigkeiten des Gehäuses ließen lediglich auf Partys hohe Lautstärken zu. Denn…je später der Abend desto schöner der Klang…;) Die nächste Generation aus massiven Buchenholz war da schon etwas besser. Da ich auch hier die Daten der hinzugekauften Systeme nicht kannte, lötete ich sehr lange an der Frequenzweiche bis der Schalldruck der „Dreiwege“ von mir als homogen empfunden wurde. Messmikrofon und Software hatte ich nicht. 🙁

Die Kombination diverser kleiner Regalboxen mit einem selbstgebauten Subwoofer verwarf ich noch in der Rohbauphase. Stattdessen kaufte ich ein 5.1 System von Teufel (Concept M) und ein preiswertes Canton System (Movie 90). Ein Vergleich sollte entscheiden, welche der Subwoofer/Satelliten-Kombination meiner Frau mehr Platz im Wohnzimmer bescheren sollten. Beide Systeme schwächelten jedoch so sehr, dass ich mich entschloss meine Buchenholzsäulen weiter zu behalten. Nach einer weiteren Korrektur im Mitteltonbereich konnten diese sogar die – zugegeben recht preiswerten – 5.1 Anlagen deutlich übertrumpfen. Lediglich der druckvolle Tiefbass des Subwoofers lies sich, trotz des recht ordentlichen Volumens von 55 Litern, nicht nachbilden.

Also machte ich mir Gedanken um ein neues Boxenpärchen. Die Bauhöhe sollte wieder einen Meter betragen um die Systeme in Ohrhöhe zu positionieren. Ich entschied mich für ein Zweiwegebassreflexsystem mit Chassis von Visaton und einer einfachen 6 dB Weiche. Das MDF-Gehäuse gestaltete ich etwas schlanker als das alte, versenkte die Chassis diesmal mittels Oberfräse in der Front und lackierte sie fröhlich braun. Ich war recht zufrieden mit dem Resultat. Ein ordentlicher Tiefbass ließ sich nun aus den Boxen lösen und auch sonst war das Gesamtkonzept mehr als zufriedenstellend. Um auch Kinosound erleben zu können, entstanden noch ein geschlossener Zweiwege-Centerlautsprecher sowie zwei schlanke Rearlautsprecher mit Breitbandchassis – ebenso von Visaton.

Bis zum Blackfriday 2012 war alles gut. 🙂

Ich stöberte im Netzt nach günstigen Angeboten. Apple hatte nichts von dem was ich haben wollte reduziert, also schaute ich noch ein wenig bei diversen anderen Anbietern nach. Dabei stieß ich auf Standboxen von Teufel. Das Auslaufmodell Ultima 40 wurde mit 399 EUR/Paar angepriesen und durch die Rabattaktion wurden sie noch einmal um weitere 100 EUR reduziert. Ein ausgewachsenes Standboxenpärchen für unter 300 EUR? Kann man da etwas falsch machen?

Ich kaufte sie und rüstete zum Boxentest. Liest man die Rezensionen im Netz, gibt es leider nur schwarz oder weiß. Sicher ist Teufel nicht mehr das Unternehmen, was es einmal war. Die Produktion wurde schon vor Jahren nach Asien verlegt. Aber ich glaube die Chinesen sind heute in der Lage, deutschen Entwicklergeist in hochwertige Produkte umzusetzen. Und – was soll schon passieren? Sind die Boxen deutlich besser als mein Selbstbau, gebe ich gerne 300 EUR dafür aus. Sind sie es nicht, werden sie innerhalb der Teufel-Probehörfrist zurückgeschickt. Ganz einfach!

Die Lieferung kam und ich stellte für einen ausgiebigen Test noch ein Paar kleinere Standboxen von Onkyo (SC-585) dazu. Ich lötete mir einen Kabelstrang mit Umschalter zusammen und legte los. Durch den Umschalter konnte ich in der Hörposition verbleiben, stetig umschalten und so direkt vergleichen.

Zuerst stellte ich die Ultima 40 meinem Selbstbau gegenüber. Leider war das Ergebnis für mich sehr niederschmetternd. Einzig und allein der absolute Tiefbass kam aus meinen Boxen subjektiv etwas deutlicher. Ansonsten war der Klang im Vergleich zur Ultima 40 hohl und farblos. Die zwei „Teufel“ spielten meine geliebten Boxen komplett an die Wand, so dass ich sie schon nach 20 min gegen die Onkyoboxen austauschte.

Die kleinen Onkyosysteme machten auf den ersten Blick eine recht gute Figur. Titel aus den Sixties, von The Band, Albert Hammond und America konnte Onkyo sogar einen Tick besser präsentieren als die Ultima. Meine persönliche Referenz-CD Kamakiriad von Donald Fagen holte dann aber die Ultima auf den Plan. Lebendig, transparent und voluminös trumpfte sie auf und zwang die Onkyo schnell auf Platz zwei. Mein Wohnzimmer wurde bei Yellow und Faithless durch die Ultima zur Livebühne. Die Onkyoboxen mussten sich geschlagen geben. Zum einen konnte ihre geringe Größe nicht das Bassfundament wiedergeben zum anderen war die Abstimmung des Frequenzgangs nicht mehr so ganz up to date.

Zum Abschluss gab es dann doch noch ein erstaunliches Aha-Erlebnis: Bei „How Long“ von den Dire Straits verwandelten die Onkyosysteme den Raum klanglich in eine Halle. Beim Umschalten auf die Ultima, schrumpfte mein Wohnzimmer virtuell auf Klogröße. 😮

Trotz des des Fauxpas bin ich von den Teufelboxen begeistert und sie dürfen bleiben. Die in den Kritiken bemängelte Klangcharakteristik der Ultima 40 werte ich eher positiv. Die, im Vergleich zu Systemen von Nubert, zu starke Bass- und Höhenanhebung der Ultima empfinde ich bei Zimmerlautstärke als recht angenehm. Außerdem vermisst man, wenn’s zur Sache geht, auch keinen Subwoofer… 😉

Ach und noch was: Auch wenn große Standlautsprecher einen WAF von 0 haben… Setzt Euch durch Männer! Ihr werdet es nicht bereuen.

Ach ja, …Danke Schatz! 😉

m.

Author: Matthias